Andre Rotzetter, Grossrat des Kantons Aargau

Ansprachen

1. Augustansprache 2019

1. Augustansprache 2019 in Buchs (PDF)

 

1. Augustansprache 2017

Heimat und Fremdheit:
1. Augustansprache 2017 in Frick (PDF)

 

Lasst uns Fussballspielen

Einschränkung des Sportbetriebs wegen Lärmbelästigung

Der grosse Polizeieinsatz am Wochenende in der Stadt Aarau lässt aufhorchen. Unsere Jugend braucht eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung! Schlägereien gehören nicht dazu. Besser ist es, unsere Jugendlichen auf den Sportplätzen austoben zu lassen. Seit 1995 bin ich selber als Juniorentrainer beim FC Buchs tätig. Ich kann deshalb die «Jugendarbeit» von Sportvereinen sehr gut beurteilen. Sportvereine leisten durch ihre Jugendabteilungen in den Gemeinden wichtige, integrative und pädagogische Arbeit. Desto unverständlicher ist der Fall des FC Würenlos, der wegen des Entscheides des Verwaltungsgerichtes (Lärmschutz) nur noch eingeschränkt Fussballspielen kann. Es ist zu hoffen, dass die Bundesrichter in Lausanne diesem Unsinn ein Ende setzen und das Urteil korrigieren.

Andreas Rotzetter, Buchs, 16.01.2007

 

 

Heimat ist:

1. August Rede des Verein für Altersbetreuung im Oberen Fricktal

In meiner Funktion als Geschäftsführer des Verein für Altersbetreuung im Oberen Fricktal war ich am 1. August 2014 als Festredner an den Feierlichkeiten des Alterszentrum Bruggbach involviert gewesen. Lesen Sie hier die komplette 1. August-Rede rund ums Thema "Meine Heimat"!

 

 

Jugendgewalt

Das Problem ist nicht die Jugend, sondern sind wir Erwachsene! Meine Meinung zur Jugendgewalt

In der Ausgabe der MZ vom 10. Februar wird Thomas Kessler, Integrationsdelegierter des Kantons Basel-Stadt, vorgestellt. Ich teile seine Meinung zum Thema Jugendgewalt. Seine Analyse ist treffend. Ich ginge allerdings einen Schritt weiter. Nicht nur die Politik hat zu diesem Thema versagt, sondern vor allem wir Erwachsenen. Als Juniorentrainer und Vater von Jugendlichen höre ich seit Jahren dieselben Gewaltgeschichten. Dabei werden nur wenige Extremfälle in der Öffentlichkeit bekannt und lösen Bestürzung aus. Diese sind die Spitze des Eisberges. Alleine dieses Wochenende wurden mir zwei Vorfälle aus Aarau von Jugendlichen erzählt. So wurde an der Hinteren Bahnhofstrasse ein junges Pärchen angemacht und geschlagen. Der zweite Fall ereignete sich am letzten Freitag. Um 23 Uhr war eine Gruppe von zehn Jugendlichen in Aarau vom Mc Donald in Richtung Interdiscount unterwegs. In ihren Händen trugen sie Bier. Dabei kam es zu einer Begegnung mit einer anderen Gruppe Jugendlicher. Einer der «Bierträger» wurde aufgefordert das Bier herauszurücken. Er wurde an die Hauswand gedrückt und ihm wurde mehrmals ins Gesicht geschlagen. Am Schluss hatte er «nur eine geschwollene Backe». Ca. 10 Meter entfernt telefonierte ein Mann von einer privaten Sicherheitsfirma mit seinem Handy. Er wurde von einem der bedrängten Jugendlichen aufgefordert zu helfen. Mit der Antwort, dass ihn das nichts angehe hat er weiter telefoniert. Inzwischen konnte die Polizei alarmiert werden. Zufällig kam ein Mann vorbei, sah das Problem und hat sich eingemischt. Der «Sicherheitsmann» hatte derweil fertig telefoniert und ging auf die Jugendlichen zu. Sofort haben sich die Angreifer aus dem Staub gemacht. Kurze Zeit später sind 10 Polizisten mit Hunden aufgetaucht. Sie haben den geschlagenen Jugendlichen befragt und über seine Rechte und Möglichkeiten informiert. Dazu gehörte, dass es nur die Möglichkeit gäbe, eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Handgreiflichkeiten zu machen. Bei einer Anzeige wegen Körperverletzung benötige es allerdings ein Arztzeugnis. Zudem würden die Täter kaum jemals ermittelt. Selbstverständlich hat der junge Mann unter diesen Umständen auf eine Anzeige verzichtet. Ähnliche Geschichten werden mir immer wieder erzählt. Das Fazit der Jugendlichen ist: Von euch Erwachsenen und von der Polizei kann ich in solchen Fällen keine Hilfe erwarten.

Um die Jugendgewalt zu stoppen benötigt es dringend einen Gesinnungswandel in der Gesellschaft und ein Gesamtpaket von Massnahmen. Weder die Sozialromantiker im linken Politikrand noch die Hardliner am rechten Politikrand haben offensichtlich das Ausmass der Gewaltprobleme erkannt. Sie würden sonst nicht mit einfachen polemischen Forderungen versuchen, politischen Profit zu schlagen. Wie Thomas Kessler sagt, benötigt es jetzt eine breite Diskussion um einen Gesinnungswandel in der Gesellschaft herbeizuführen und eine breite Palette von Massnahmen wie

  • Kompetenzen der Eltern fördern, damit sie im Stande sind ihre Erziehungsverantwortung wahr zu nehmen. Es könnte z.B. aus Voraussetzung für den Bezug von Kinderzulagen den Besuch von Erziehungskursen verlangt werden.
  • Instrumente um die Eltern gesetzlich mehr in die Erziehungspflicht zu nehmen. Z.B. könnte neben neuen vormundschaftlichen Instrumenten die Kompetenzen von Kinderärzten und Schulpflegen erweitert werden. Bei Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen muss früh reagiert werden.
  • Zivilcourage praktizieren und von anderen Erwachsenen einfordern. Hinschauen, denn ich bin ein Teil der positiven sozialen Kontrolle. Der Vorfall am letzten Freitag hat gezeigt, dass alleine das Dazulaufen ausreicht, um die Jugendlichen in Schranken zu setzen.
  • Konkrete Prävention des Staates nicht auf vermehrte Polizeipräsenz zu legen, sondern die Jugendlichen ernst nehmen. Schon die kleinste Regelverletzung, so Thomas Keller, soll eine heftige Reaktion auslösen. Würde die Polizei den einzelnen Fällen nachgehen und die Jugendlichen bei den Eltern abholen und verhören, hätte dies massive präventive Wirkung. Dies würde einen heilsamen Schock bei den Jugendlichen und deren Eltern bewirken. Es braucht dazu nicht erst schwer Verletzte.
  • Die Ursache nicht am falschen Ort suchen und Scheinlösungen fordern. Das gemeinsame Merkmal der Täter ist nicht Migration, sondern eine schlechte Bildungslaufbahn. Sie stammen aus bildungsfernen Familien. Das heutige Schulsystem sondert diese Jugendlichen aus und stigmatisiert sie als nicht brauchbar in unserer Gesellschaft. Sie sammeln sich in Gangs und leben dann nach ihren eigenen Regeln. Die Strasse ist ihr Zuhause. Die Aargauer Regierung hat die Probleme im Bildungswesen erkannt und mit dem Planungsbericht Bildungskleeblatt eine eigentliche Integrationsvorlage geschaffen.
  • Konsequentes durchsetzen von Regeln und Gesetzen. Dazu gehört in schweren Fällen auch das Ausweisen von Ausländern. Dies kann nach heutigem Gesetz bereits getan werden und benötigt keine Verschärfung des Gesetzes. Das Vorgaukeln von der Notwendigkeit härterer Gesetzte für Ausschaffungen ist reine Wahlpropaganda.

Mir ist klar, dass eine Verbesserung im Bereich der Jugendgewalt auf der Strasse ein langer Prozess ist. Zulange haben wir weggeschaut und die Geschehnisse toleriert. Holen wir das Vertrauen unserer Kinder und Jugendlichen zurück, indem wir unsere Verantwortung als Erziehende wahr nehmen und Zivilcourage im Alltag zeigen.

Andreas Rotzetter, 15.02.2007

 

 

Aufgabe der Sozialwerke

Jubiläumsansprache in der Storchenstrasse

Die heutige Form der sozialen Absicherungen kann in Anbetracht der gesellschaftlichen Veränderungen nicht mehr lange bestehen. Für das Mensch-Sein ist Arbeit ein zentraler Faktor. Taggelder, Renten, Sozialhilfe oder andere Transferzahlungen, ohne Einbindung in die Gesellschaft, führen langfristig zu Absonderung, Getto, Demotivierung, Sinnlosigkeit, Folgekosten und schwerwiegenden Integrationskosten.

Eine ausgeschlossene Unterklasse hat grosse Sprengkraft. Auswirkungen einer ausschliessenden Politik konnte man im Sommer 05 in Frankreich beobachten, als Autos und Schulen angezündet wurden. Kernbereich der Sozialwerke wird deshalb sein, die unterqualifizierten Arbeitskräfte in den produktiven Teil der Gesellschaft einzubinden. Deswegen soll das Motto sein: Einbinden statt ausschliessen. …

… Wollen Sie die ganze Ansprache lesen?